Erfahrungsbericht Zwangsfütterung

Dies ist der sechste Teil einer Königspython Artikel Serie, in der ich über meine Erfahrung mit Königspythons schreibe. Die weiteren Artikel sind unten verlinkt!

Ich schreibe hier von meiner Königspython Iras, die im Punkto Fütterung ein wenig problematisch war.

„Iras“ – die Futterverweigerin

Ich habe Iras, eine laut Vorbesitzer 4jährige Königsphyton Dame, im Dezember 2001 bekommen. Er machte sich ein wenig Sorgen, da sie zu diesem Zeitpunkt bereits seit über 6 Monaten nicht mehr gefressen hatte. Wichtig zu erwähnen, das der Vorbesitzer 5 Schlangen (2 junge Tigerphyton, 2 ausgewachsene Regenbogenboas und Iras) in einem einzigen Terrarium gehalten hat. Dieses Terrarium hatte für so viele verschiedene Tiere viel zu geringe Ausmaße. Ich gehe daher davon aus, dass sie u.a. aufgrund dieser, für sie stressigen, Situation das Futter verweigert hat.

Ich habe mich dann dazu entschieden das ich sie nehme, da sie bei mir in artgleicher Gesellschaft ist und viel Platz und Ruhe hat. Vorher haben wir sie natürlich erstmal zu Gaja, meiner anderen Köpi, gesetzt und beobachtet ob die beiden gut miteinander auskommen. Da sie ständig aufeinander bzw. zusammen gelegen haben war von diesem Punkt schon mal nichts böses zu erwarten. Sie ist dann zu mir gezogen und ich habe die beiden erstmal zwei Wochen in Ruhe gelassen um ihnen die Zeit zu geben sich an die neue Situation zu gewöhnen.

Hier wäre es wohl besser gewesen das Tier erstmal in Quarantäne zu setzen. Ich hatte leider kein zweites Terrarium zur Hand. Was diesen „Schönheitsfehler“ allerdings nicht rechtfertigt, eine Quarantäne sollte unbedingt eingehalten werden. Hätte Iras an einer körperlichen Erkrankung gelitten, hätte sie meine gesunde Schlange leicht anstecken können…

Danach bin ich dann zur Tierärztin gegangen, die Abstriche genommen und diese auf Würmer, Bakterien, Viren und andere bekannte Schlangenparasiten untersucht hat. Die Ergebnisse waren durchweg negativ. Ich konnte also sicher sein, das es sich nicht um eine physiologische Erkrankung handelte.

Erste Fütterungsversuche

Nachdem die Ergebnisse da waren, habe ich mit den Fütterungsversuchen begonnen. Und ich habe wirklich die verschiedensten Dinge ausprobiert. Hab Iras sowohl alleine als auch mit Gaja zusammen gefüttert. Ich habe Ratten, Mäuse, Gerbils und Hamster in verschiedenen Farb- und Größenvarianten angeboten. Habe die Futtertiere teilweise stundenlang im Käfig gelassen während Gaja auf der sonnigen Fensterbank lag. Sogar Frosttiere (natürlich aufgetaute 😉 habe ich angeboten. Aber nicht passierte, Iras ist lediglich weggekrochen, wenn die Tiere zu neugierig wurden (hier natürlich nicht die aufgetauten). Sie hat sich dann in der bewährten Ballposition versteckt.

Regelmäßige Arztbesuche und damit verbundene Gewichtskontrollen machten irgendwann klar, das eine Zwangsfütterung nicht mehr lange zu umgehen war, wenn man ernsten Gesundheitsproblemen entgegenwirken wollte. Mir graute es davor, denn ich hatte schonmal bei einer Fütterung zugesehen und wußte von dem unangenehmen Kampf der auf einen zukommt.

Vorbereitung – Aufbaupräperat „Bioserin“

Ich habe mir im dem Zuge noch ein Aufbaupräparat („Bioserin“ von euroVet) besorgt von dem ich auf H+E Stöckls Webseite gelesen hatte. Es handelt sich dabei um konzentrierte Serumproteine vom Pferd. Unter anderem steigert es die Abwehrkräfte und unterstützt bei einer gewünschten Gewichtszunahme. Außerdem soll es den Futtertrieb, sprich den Appetit anregen. Ich habe es dann den aufgetauten Futtertieren gespritzt, um es so meiner Schlange durch die Hintertüre zu verabreichen. Meine Tierärztin hat mir die Spritzen gegeben, mit denen ich das Bioserin injeziert habe. Hier ist Vorsicht geraten, in eine Babymaus passt nicht viel rein und wenn es irgendwo wieder raus läuft, wird die Schlange noch ablehnender reagieren!
Bioserin bekommt man übrigens nicht in der Apotheke, wo ich anfänglich mehrere ergebnislose Nachforschungen angestellt hatte. Meine Tierärtztin hat es mir dann ziemlich schnell besorgen können.

Die Zwangsfütterung

Mehrere Male, im Abstand von jeweils ca. 10-14 Tagen, habe ich Babymäuse gestopft. Ich habe dies nur getan, um Krankheiten und Herzprobleme etc. aufgrund eines zu geringen Gewichts auszuschließen! Wirklich die letzte Maßnahme die man jemandem empfehlen kann, der einen Futterverweigerer zu Hause hat.
Diese Prozedur war mir von Anfang an unangenehm und wurde nach ein paar mal wirklich zu wider, weswegen ich dann wieder eine Zeitlang nichts unternommen habe.

Als ich dann einige Wochen später Gaja mit einer Vielzitzenmaus gefüttert habe, lugte Iras unter ihrem Ast recht interessiert hervor und züngelte. Was mich in angenehme Aufregung brachte, denn das erste mal seit dem ich sie besaß zeigte sie eine positive Reaktion auf eine Futtertier. Na gut, dachte ich mir, einen Versuch ist es wert und setzte einen kleinen Vertreter der Familie der Vielzitzenmäuse zu ihr in den Käfig. Also ehrlich, so eine Gier habe ich selten gesehen. Nachdem ich sie reingesetzt habe war sie auch schnell im Schwitzkasten und dann einige kurze Minuten später auch schon verschwunden. Das mag dem ein oder anderen im Angesicht des Todes vielleicht seltsam erscheinen, aber es hat mich echt tierisch gefreut 😉 Seitdem hat sie noch einige weitere Vielzitzenmäuse gefressen und nimmt stetig an Gewicht zu.

Resümee

Nachdem ich Iras nun schon längere Zeit bei mir habe und somit einige Zeit zum Beobachten hatte, kann ich erste Verhaltensweisen erklären:

Zum einen war es wohl die Situation in der sie sich zuvor befunden hat, die sie gestresst und in der sie das Futter verweigert hat. Wahrscheinlich durch den Wohnungswechsel, das neue Terrarium, die Eingewöhnugsphase etc. hat sie anfangs auch bei mir kein Futter angenommen.

Dann kommt hinzu, das die Futtertiere eine riesige Rolle spielen. Ich habe viel mit verschiedenen Futtertieren herum experimentiert, alle bis auf Vielzitzenmäuse und Gerbils hat sie abgelehnt. Seltsam möchte ich sagen, denn meine andere Königspython (Gaja) scheint sich nicht im geringsten für die Gattung des Futtertieres zu interessieren. Sie war es dann auch die die „übrig gebliebenen“ Tiere dankbar verspeist hat 😉

Dann scheint die Fütterungsfrequenz sich nicht an Gajas Zeiten anzulehnen. Diese würde sehr häufig Futter annehmen. Iras, so erscheint es mir, legt nach der letzten Fütterung zumeist eine Futterpause von mindestens 3 Wochen ein. Genauso, wie sie vor einer Häutung einige Zeit lang nichts frisst.

Nachtrag: Nach mehreren Wintern die Iras nun in meiner Obhut verbracht hat, ist für mich klar, das es sich eindeutig auch um eine um Futterpause handelt, die sie freiwillig (bzw. durch ihre Instinkte diktiert) einlegt. Diese dauert ungefähr 3-4 Monate und ist eindeutig Jahreszeiten abhängig (da die Zimmertemperatur nur geringfügig schwankt).

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