Futterverweigerer & Zwangsfütterung
Dies ist der fünfte Teil einer Königspython Artikel Serie, in der ich über meine Erfahrung mit Königspythons schreibe. Die weiteren Artikel sind unten verlinkt!
Zuallererst der wichtigste Punkt den es zu beachten gilt:
Eine Zwangsfütterung ist nur angebracht, wenn das Tier durch sein niedriges Gewicht akut gefährdet ist!
Zwangsfütterung ist ein leidiges Thema, welches häufiger die Halter von Königpythons beschäftigt. Dies kann man häufig, u.a. auch bei erfahrenen Züchtern wie H. + E. Stöckl, nachlesen. Wieso nun gerade ao häufig Königpythons betroffen sind scheint nicht ganz klar. In den Anfangszeiten wurde die These vertreten, das es daran liegt das sich Wildfänge, einmal an die freie Natur gewöhnt, nie richtig an Terrarienhaltung gewöhnen werden. Dieses Phänomen läßt sich aber nach wie vor, trotz steigender Einfuhrzahlen von Schlangenfarm- bzw deutschen Nachzuchten, beobachten.
Da ich selbst mit einer meiner Königspythons die Erfahrung machen mußte, möchte ich hier ein wenig darüber schreiben, die Informationen die ich sammeln konnte weitergeben.
Wieso frisst meine Schlange nicht?
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten wieso die Schlange das Futter nicht annimmt. Diese sollten erst einmal abgeklärt werden bevor man halbwegs sicher sein kann das es sich bei seiner Schlange tatsächlich um einen echten Futterverweigerer handelt.
Eine vollständige Liste der störenden Einflüsse kann ich sicher nicht auflisten, aber es gibt eine paar generelle Punkte die immer bei einer Krankheitsdiagnose bedacht werden sollten.
- stimmen die Haltungsbedingungen (Temperatur/Luftfeuchtigkeit/Luftqualität etc.)?
- ist die Schlange neugierig / ist Ihr Verhalten normal?
- hat sich an der Haltung etwas geändert (Terrarien Standort/neuer Mitbewohner im Terri etc.)?
- hat sich an den Futtertieren etwas geändert (neuer Lieferant/andere Tierart etc.)?
- wie ist das äußere Erscheinungsbild der Schlange (Häutung, Mundschleimhaut, Ektoparasiten etc.)?
Jeder der eine Schlange besitzt sollte wissen unter welchen Bedingungen diese zu halten ist und sich darum kümmern das diese beachtet und eingehalten werden. Das Tier wird nicht eingehen wenn die Luftfeuchtigkeit mal unter 60% fällt, aber ein Dauerzustand darf daraus nicht werden. Haltungsbedingungen möchte ich hier aber nicht Stelle näher betrachten.
Ob die Schlange gesund ist muß unbedingt – und zwar schnell – abgeklärt werden. Wenn die Schlange schon lange nichts mehr gefressen hat fällt eine Kotuntersuchung wohl flach. Man kann aber Abstriche (sowohl Rachen als auch Darm) nehmen und diese untersuchen lassen.
Niemals sollte rein prophylaktisch eine Behandlung eine z.B. eine Wurmkur durchgeführt werden. Ich glaube nicht das es sich auf ein Tier das nicht frißt positiv auswirkt wenn seine Kopfscheue durch unnötigen Stress gefördert wird.
Von einer prophylaktischen Antibiotika Behandlung bitte ich hier ist unbedingt Abstand zu nehmen! Diese sollte nur in ernsten, von einem fachkundigem Reptilien Veterinär diagnostizierten Krankheitsfällen angesetzt werden.
Hat sich an den Haltungsbedingungen etwas verändert? Wurde vielleicht ein zweites Tier gekauft das nun im gleichen Terrarium sitzt? Wenn ja unbedingt die Tiere separieren und überprüfen ob es daran gelegen hat. Oder wurde das Terraium umgesetzt, so das sich die die Schlange plötzlich durch die Wahrnehmung ständiger Bewegung ausserhalb ihres Einflussbereiches gestört fühlt? Dann bitte das Terrarium an einen ruhigeren Ort versetzen. Königspythons sind standorttreue Tiere und empfindlich für Ortswechsel. Der Käfig sollte weiterhin keinerlei Zugluft ausgesetzt werden.
Die Futtertiere sind neben Krankheiten ein entscheidender Faktor den es zu überprüfen gilt. Ohne Scheiss, ich finde weiße Hausmäuse sind irgendwie eine Art überzüchtete Beleidigung der Natur und außerdem stinken sie. Bietet also ersteinmal die verschiedensten Sorten von Futtertieren an bevor ihr über Zwangsfütterung nachdenkt!
Aufgrund der Tatsache das Schlangen eine wirklich lange Zeit ohne Futter auskommen können hat man ja auch eine Menge Zeit die verschiedensten Tiere auszuprobieren. Nehmt Euch diese Zeit unbedingt!
Habt ihr alle anderen Faktoren ausschliessen können ist es erstmal angesagt die Nerven zu bewahren. Lasst Euch Zeit bis ihr konkrete Maßnahmen ergreift. Kontrolliert nur regelmäßig das Gewicht Eures Schützlings. Es muss gewährleistet werden das dieses nicht zu stark fällt. Konkretere Angaben zu einem Mindestgewicht zu machen liegt nicht in meinem Wissensspektrum, ist es doch auch zu stark von Größe und Alter des Tieres abhängig wie viel es wiegen sollte.
Zur Zwangsfütterung selbst möchte ich nicht viel schreiben. Wenn ihr dies noch nie gemacht habt bitte ich ernsthaft darum es auch sein zu lassen. Das erste mal sollte unter Beobachtung eines fachkundigen Helfers geschehen, der mit der Zwangsfütterung von Schlangen Erfahrung hat!
Wenn ihr es machen wollt, nehmt ihr am besten gefrorene Babymäuse. Es geht auch mit Babyratten, diese sind aber in den meisten Fällen zu groß und ihr werdet Eurer Schlange keine Gefallen tun, sondern eventuell Schmerzen bereiten. Die Tiere bitte in heissem Wasser oder unter einer Lampe komplett(!) auftauen und auch liegen lassen bis sie verfüttert werden, Handtemperatur sollten die Tiere also auch noch haben, wenn sie im Bauch der Schlange ankommen.
Packt das Futtertier mit einer stumpfen Pinzette am Nacken und schiebt es zu ca. 2/3 in den Schlund der Schlange. Wenn dieser Punkt überschritten ist, setzt in den meisten Fällen der natürliche Schluckreflex ein und das Tier wird nicht mehr ausgespuckt. Achtet darauf, das Futtertier durch Wasser (oder auch Ei) gleitfähig zu machen, das natürliche Einspeicheln findet bei einer Zwangsfütterung nicht statt.
Sollte das Tier nicht von alleine schlucken, müsst Ihr leider das Futtertier komplett in den Rachen der Schlange bugsieren und danach der Schlange das Maul zuhalten. Anschließend das Futtertier mit streichenden Bewegungen bis in den Magen der Schlange massieren.
Bitte: Macht das nicht ohne jemanden, der Erfahrung mitbringt. Seid vorsichtig, es ist purer Stress für Dich und Deine Schlange und kann zudem gefährlich für das Tier sein.