Hindustanische vs. Karnatische Musik
Die indische Musik unterscheidet die zwei großen Musikrichtungen Hindustanisch und Karnatisch.
Unterschied hindustanische und karnatische Musik
Die klassische nordindische Musik wird auch als hindustanische Musik bezeichnet. Sie ist sehr stark vom persischen Kulturraum beeinflusst. Diese Musik wird auch in Nepal, Pakistan und Bangladesch gespielt. Sie ist in erster Linie eine Instrumentalmusik, die auf typischen, nordindischen Musikinstrumenten, wie beispielsweise der Sitar, ausgeübt wird. Weitere Kennzeichen der hindustanischen Musik sind der größere musikalische Freiraum, die Improvisationsmöglichkeiten des Musikers und die spezifische Ornamentik. Der Fachausdruck für eine nordindische klassische Musikdarbietung heißt „Mehfil“.
Ein bekannter Vertreter der nordindischen Klassik ist Ravi Shankar, ein Meister der Sitar, der genau dieses Improvisationstalent für die Sitar beherrscht und auf ihr immer wieder neue Arrangements zaubert. Dabei hat die nordindische Klassik, bzw. die hindustanische Musik, auch einen großen Einfluss auf die Weltmusik genommen und wird gerne von den Künstlern mit vielen anderen Stilrichtungen, wie z.B. Jazz oder Blues, kombiniert. Die hindustanische Musik richtet sich sehr nach den indischen Gottheiten und den Überlieferungen. So spielt der Tanz- und Musikgott Shiva eine wichtige Rolle in der nordindischen Klassik. Auch Natur, Tageszeiten und Stimmungen fließen ein.
Die klassische Musik aus dem Süden Indiens nennt man hingegen karnatische Musik. Es ist ein ursprünglicher, sehr erdiger und älterer Musikstil, der viele melodiöse und rhythmische Varianten enthält. Diese Musik besteht überwiegend aus durchkomponierten Arrangements. Wichtigster Bestandteil dieser Musik ist der Gesang, die karnatische Musik ist auch immer für eine Gesangstimme geschrieben, selbst wenn sie nur instrumental gespielt wird.
In der karnatischen Musik ist eine Darbietung durch eine Gruppe genau festgelegt. So gibt es einen Sänger, einen melodischen und rhythmischen Begleiter sowie ein unterstützendes Instrument. Die südindische Klassik soll Melodie, Melismatik, Rhythmus und Ausdruck vermitteln. Die ältesten Belege dieser Musik finden sich in Stein gehauen und mit Noten versehen bei Pudukkottai und werden in das 7. Jahrhundert n. Chr. datiert.
Die karnatische Musik wird nur mündlich vom Lehrer an den Schüler weitergegeben. Dabei bestimmen die jeweiligen Traditionen auch die Richtung der Ausbildung. Allerdings werden zunehmend mehrere Traditionen nebeneinander gewählt, da viele auch im Laufe der Jahre miteinander verschmolzen sind. Grundlage der Carnatic Music ist nach wie vor die Urtradition, die auf die Veden (heilige Schriften) oder die Upanishaden zurückgeht. Bevorzugt eingesetzte Instrumente sind die Geige und die Sarangi, der Rhythmus wird durch Ghatam oder Kanjira erzeugt. Die südindische Klassik ist in der modernen Form auch in den Bollywoodfilmen zu hören. In den ländlichen Gegenden Südindiens bestimmt die Volksmusik mit traditionellen Gesängen das musikalische Bild.